Wie gelangte Bernstein auf den Meeresgrund und findet den Weg an die Ostseeküste?
Bernstein ist eines der faszinierendsten Naturmaterialien der Ostsee. Die Region ist bekannt für ihre reichen Vorkommen, insbesondere vor der Küste Kaliningrads. Doch wie gelangt der Bernstein überhaupt auf den Meeresgrund, und welche Prozesse sorgen dafür, dass er schließlich an die Strände gespült wird?
Entstehung und Transport auf den Meeresgrund
Ursprung des Bernsteins
Bernstein ist fossiles Baumharz, das vor 35 bis 50 Millionen Jahren in großen Wäldern des damaligen Nordeuropas entstanden ist. Durch geologische Prozesse verfestigte sich das Harz und wurde im Laufe der Zeit von Sedimenten überdeckt.
Vor der Küste Kaliningrads liegt eines der weltweit größten Bernsteinvorkommen, das als “Bernsteinlagerstätte von Jantarny” bekannt ist. Hier gibt es besonders viel Bernstein auf dem Meeresgrund, weil:
Ursprüngliche Lagerstätten in der Region
- In der Region Kaliningrad liegt die größte Bernsteinlagerstätte der Welt – das Palmnicken-Feld (bei Jantarny).
- Dieses Feld enthält Millionen Tonnen Bernstein, der vor etwa 40 bis 50 Millionen Jahren in subtropischen Wäldern des damaligen Fennoskandiums (heutiges Nordeuropa) entstanden ist.
- Geologische Prozesse und Erosion haben dazu geführt, dass große Mengen Bernstein in die Umgebung freigesetzt wurden.
Gletschertransport während der Eiszeiten
Mit dem Schmelzen der Gletscher wurden die Ablagerungen neu verteilt, unter anderem auf den heutigen Meeresgrund.
Während der letzten Eiszeiten haben Gletscher große Mengen Bernstein aus den Ursprungsgebieten abgetragen und in die Ostseeregion transportiert.
Erosion und Abtragung ins Meer
- Die natürlichen Bernsteinvorkommen im Land werden durch Wellen, Regen und Küstenerosion allmählich ins Meer gespült.
- Insbesondere die Küste von Kaliningrad unterliegt einem starken Küstenabbruch, wodurch immer wieder neues Material ins Wasser gelangt.
Industrielle Förderung und Bernsteinabbau
- Seit dem 19. Jahrhundert wird in der Region Bernstein im großen Stil abgebaut.
- Reste des geförderten Bernsteins, aber auch fehlerhafte oder nicht verwertbare Stücke, wurden teilweise ins Meer gespült.
- Auch heute gibt es Offshore-Förderungen, wodurch weitere Bernsteinstücke auf dem Meeresgrund landen.
Meeresströmungen und Ablagerungen
- Die Strömungen der Ostsee transportieren Bernstein von den Küsten ins flache Meer.
- Aufgrund seiner geringen Dichte (leichter als Stein, aber schwerer als Wasser) sammelt er sich in sandigen Ablagerungen auf dem Meeresboden.
- Besonders nach Stürmen wird viel Bernstein aus diesen Ablagerungen gelöst und an die Küste gespült.
Wie gelangt Bernstein an die Ostseeküste?
Bernstein gelangt auf verschiedene Weise an die Ostseeküste, vor allem durch eine Kombination aus Meeresströmungen, Wellenbewegungen und Stürmen. Hier sind die wichtigsten Prozesse im Detail:
Ablagerung auf dem Meeresgrund
- Große Mengen Bernstein liegen auf dem flachen Meeresboden der Ostsee, insbesondere vor den Küsten Kaliningrads, Polens, Litauens und Deutschlands.
- Diese Ablagerungen stammen aus natürlichen Erosionsprozessen der Bernsteinlagerstätten sowie aus der eiszeitlichen Verfrachtung.
Auftrieb durch Wellen und Strömungen
- Bernstein ist leichter als die meisten Gesteine und hat eine Dichte zwischen 1,05 und 1,09 g/cm³ – das bedeutet, er kann im Salzwasser schweben oder langsam an die Oberfläche steigen.
- Strömungen und Wellenbewegungen lösen Bernstein aus dem Sediment am Meeresgrund.
- Besonders wichtig sind dabei die westlichen Winde und die typische Strömung der Ostsee, die Bernstein Richtung Küste treiben.
Stürme als Haupttreiber
- Stürme und starke Winde sind der wichtigste Faktor für Bernsteinfunde an den Stränden.
- Durch kräftige Wellen wird Bernstein vom Meeresboden aufgewirbelt und in Richtung Ufer gespült.
- Besonders gute Fundzeiten sind nach Herbst- und Winterstürmen, wenn das Wasser viel Material aus der Tiefe an die Küste bringt.
“Bernsteinwellen” und das Auflaufen am Strand
- Bernstein wird oft zusammen mit Seegras, Holz, Muscheln und anderen leichten Materialien angespült.
- Diese sogenannten Bernsteinwellen hinterlassen nach dem Rückzug des Wassers Streifen aus angeschwemmtem Material, in denen sich Bernstein sammeln kann.
- Besonders gute Fundorte sind Buchten, Sandbänke und Küstenabschnitte mit flachem Ufer, da sich dort das Material konzentriert.
Das erklärt auch, warum man mit einem Bernstein-Kescher größere Chancen hat überhaupt Bernstein zu finden. 80% des Bernstein wird nie an den Strand gespült.